Südkurdistan
1918: (2.11.) Shêx Mahmud Berzencî von
Silêmanî wird von den Kurden in freier Wahl zum Gouverneur Kurdistans
gewählt.
1919: (21.5.) Die Kurden vertreiben die Briten aus Silêmanî. Später
kommt es zu weiteren Kampfhandlungen, in deren Verlauf Shêx Mahmud
festgenommen wird. Er wird verbannt nach Indien. Großbritannien erhält
Mesopotamien als Mandatsgebiet.
1920: (10.8.) Im Friedensvertrag von Sevres werden die Kurden zu den
„befreiungswürdigenden Völkern" gezählt, die ein Recht auf
Selbstbestimmung haben. Artikel 64 regelt, dass im Falle eines
unabhängigen Kurdistan auf türkischem Gebiet auch Südkurdistan, also
Kurdistan-Irak, diesem unabhängigen Kurdistan angehören soll. In der
Charta des englischen Mandats über den Irak vom 9.12. heißt es aber
schon über das „Recht der Kurden": „Nichts .... hindert die Mandatur
daran, eine administrative, unabhängige Regierung in den kurdischen
Gebieten einzusetzen, wenn sie es für richtig erachtet".
1921: Der prowestliche Emir Faisal ernennt sich selbst zum König. Er
kämpfte zusammen mit Thomas E. Lawrence (von Arabien). Shêx Mahmud
konnte aus der indischen Verbannung zurückkehren und wurde erneut zum
Gouverneur von Kurdistan ernannt.
1922: (10.10.) Ein englisch-irakischer Vertrag garantiert England
weiterhin die Wahrung der eigenen Interessen auf irakischem Boden. Das
betrifft vorrangig die Erdölgebiete von Mossul. (24.12.) In einer
Absichtserklärung erkennen England und der Irak das Recht der Kurden auf
eine eigene Regierung in den Grenzen des Irak an.
1923: (24.7.) Der Friedensvertrag von Lausanne annulliert alle im
Friedensvertrag von Sevres festgelegten nationalen Rechte der Kurden.
1925: (Januar) Bei einer unter Kontrolle des Völkerbundes durchgeführten
Volksabstimmung entscheidet sich die Mehrheit der Kurden gegen einen
Anschluss an den Irak und für die Unabhängigkeit. (16.12.) Der Rat des
Völkerbundes stimmt, entgegen der durchgeführten Volksabstimmung und auf
britische Forderung hin, der Annektion des südlichen Kurdistan
(Erdölregion Mossul) durch den irakischen Staat zu. Die Anteile der
Irakischen Erdölgesellschaft gehen zu 52,5 % an eine englische, zu 21,25
% an eine amerikanische, und zu 21,25 % an eine französische
Firmengruppe.
1926: Die Kurden erhalten das Recht, die kurdische Sprache zu
gebrauchen, auch in Volksschulen. Auch kurdische Publikationen wurden
erlaubt. Weiterhin sind kurdische Minister für die Regierung in Bagdad
vorgesehen.
1929: Sechs kurdische Abgeordnete im irakischen Parlament fordern die
Selbstverwaltung für Südkurdistan.
1930: Die Wahlen zum irakischen Parlament werden in den kurdischen
Gebieten boykottiert. Die Kurden verfassen einen Appell an den
Völkerbund, Sorge dafür zu tragen, dass die Rechte der Kurden
sichergestellt werden. In Silêmanî kommt es im September zu einer
Demonstration von Schülern und Studenten, die, die Unabhängigkeit
fordern. Eine wichtige Rolle spielt erneut Shêx Mahmud. Das Eingreifen
der irakischen Truppen wird von den Kurden mit einem bewaffneten
Aufstand beantwortet. Auf kurdischer Seite kostet der Aufstand 30
Menschen das Leben, Hunderte werden verletzt.
1932: (3.10.) Irak erhält die Unabhängigkeit von England und wird
Mitglied im Völkerbund. Im Gegenzug erhält die britische Royal Airforce,
RAF, die Genehmigung, Stützpunkte dort einzurichten.
Unter Führung von Ahmed Barzanî, dem Bruder von Mullah Mustafa Barzanî,
kommt es zu Aufständen, die von der britischen Luftwaffe
niedergeschlagen werden. Die Briten nehmen Mullah Mustafa Barzanî und
seinen Bruder Ahmed schließlich fest und stellen beide unter Hausarrest
in Silêmanî.
1933: Aufstand des Barzanî-Clans vermutlich aufgrund lokaler
Rivalitäten. Massaker an den christlichen Assyrern. König Gazi der Erste
kommt an die Macht.
1937: (8.7.) Der Irak unterzeichnet in Saadabad einen Versöhnungsvertrag
mit dem Iran (Schiiten), der Türkei und Afghanistan. Artikel 7 dieses
Vertrages enthält eine eindeutige Vereinbarung über gegenseitige Hilfe
bei der Bekämpfung der kurdischen Freiheitsbestrebungen.
1939: König Faisal der Zweite kommt an die Macht. Gründung der
südkurdischen städtischen Untergrundpartei Hîwa (Hoffnung) in Silêmanî.
1941: Das Militär unter Führung von Rashid Ali al-Kailani putscht gegen
König Faisal den Zweiten, der zurücktreten muss.
1943-1945: Al-Kailani hält während des 2. Weltkrieges enge Kontakte zu
Hitler-Deutschland, woraufhin die Briten 1943 den Irak besetzen. Im
gleichen Jahr gelingt Mustafa Barzanî die Flucht aus dem Arrest in
Silêmanî. Er organisiert neue Aufstände, die sich bis nach Ostkurdistan
ziehen. Er legt der Regierung in Bagdad ein Memorandum vor, in dem die
kulturelle und wirtschaftlichen Interessen der Kurden sichergestellt
werden sollen. Bagdad lehnt ab. Erneut folgen irakisch-britische
Angriffe auf die kurdischen Gebiete, denen die kurdischen Peshmerga
standhalten können. 1944 kommt es zu einem Waffenstillstand. 1945
flammen die Kämpfe erneut auf, und im September müssen sich die
Peshmerga, unter Führung Barzanîs, mit ihren Familien in den Iran
zurückziehen. Barzanî übernimmt im Januar 1946 in der Republik Mahabad
den Posten des Verteidigungsministers.
1946: Am 16. August wird von Vertretern der kurdischen Intelligenz und
dem städtischen Kleinbürgertum die „Kurdische Demokratische Partei" KDP
gegründet. Barzanî wird, trotz Abwesenheit, zum Vorsitzenden gewählt.
Von Anfang an gibt es innerhalb der Partei unterschiedliche Bestrebungen
über die Zukunft Kurdistans: die einen, die eine kurdisch-arabische
Bruderschaft innerhalb des Irak anstreben, die anderen, die auf eine
überregionale Lösung der Kurdenfrage hinarbeiten, einer kurdischen
Volksrepublik.
1956: Sheikh Mahmud stirbt.
1958: (14.7.) General Kassem stürzt mit Unterstützung der Baath-Partei
die prowestlich orientierte irakische Monarchie. In Bagdad wird die
Republik ausgerufen, in der „die arabische und die kurdische Nation frei
verbunden sind". Barzanî kehrt zurück aus dem sowjetischen Exil.
1960: (9.1.) Die KDP-Irak wird offiziell zugelassen. Es werden Frauen-,
Studenten- und Lehrerverbände von der KDP gegründet. Enge Zusammenarbeit
erfolgt mit den Bauern für ihren Landbesitz.
1961: Der kurdischen Bewegung wird „Separatismus" vorgeworfen, es folgen
erste Verbote von kurdischen Zeitungen. Der Generalsekretär der KDP wird
wegen einer Rede vor Studenten in Bagdad festgenommen. Barzanî zieht
sich in die Region Barzan, die Berge nahe der türkisch-irakischen Grenze
zurück.
Am 11. September beginnt der bewaffnete kurdische Aufstand, der nach und
nach zu einer Volksbewegung der nationalen Befreiung wird. Die irakische
Luftwaffe beginnt mit massiven Bombardierungen kurdischer Dörfer. Der
Krieg, der nun beginnt, wird bis zum Jahr 1970 dauern.
1963: Am 8. Februar putscht die Baath-Partei, stürzt General Kassem und
übernimmt die Macht in Bagdad. Provisorischer Waffenstillstand an der
kurdischen Front. Es wird Jagd auf Kommunisten gemacht, die bei der
kurdischen Guerilla in den Bergen Zuflucht suchen. Im Juni beginnt die
irakische Armee eine neue Offensive gegen die kurdische Bewegung.
Luftwaffe und die Armee von Syrien (Regierung wird ebenfalls von der
Baath-Partei gestellt) unterstützen die irakische Armee gegen die
Kurden. Am 9. Juli schickt der sowjetische Außenminister Gromyko eine
Protestnote an die Botschafter des Irak, des Iran, der Türkei und
Syriens, in der er die vier Länder vor einer gemeinsamen militärischen
Intervention in Südkurdistan warnt, was aber eher den gegenteiligen
Effekt hat. Im November wird die Baath-Partei in Bagdad von Oberst Aref
verdrängt.
1964: Am 10.2. wird mit Oberst Aref ein Waffenstillstand, der die
nationalen Rechte der Kurden anerkennt, vereinbart. Das führt zu
Streitigkeiten innerhalb der KDP-Irak. Das politische Büro der KDP-Irak,
unter Leitung von Jelal Talabanî und Ibrahim Ahmed (Schwiegervater von
Talabanî) kritisiert Barzanî. Der beruft daraufhin einen eigenen
Kongress ein und ernennt ein neues Politbüro. Das ursprüngliche
Politbüro spaltet sich ab, und seine Mitglieder fliehen nach einem
Angriff von BarzaniPeshmerga in den Osten des Landes (Iran). Die Gruppe
um Talabanî kehrt schließlich nach Südkurdistan zurück und richtet sich
in der südlichen Provinz Silêmanî, dem Soranîsprachigen Gebiet
Südkurdistans, ein. Seitdem kam es immer wieder zu innerkurdischen
Kämpfen der beiden Parteien.
1965: Im März werden erneut militärische Operationen gegen die Kurden
durchgeführt.
1966: Waffenstillstand.
1968: Nach zwei Putschen kehrt die Baath-Partei im Juli zurück an die
Macht. Talabanî unterstellt seine Peshmerga den irakischen Truppen.
1969: Der Krieg gegen die kurdische Bewegung wird im April wieder
aufgenommen.
1970: Am 11. März wird eine kurdischirakische Vereinbarung
(Märzmanifest) über die „Autonomie Kurdistans" unterzeichnet. Laut
Abkommen werden fünf kurdische Vertreter Kabinettsminister in Bagdad.
Eine Landreform wird durchgeführt. Gesundheitsversorgung und
Erziehungswesen werden auf die entlegensten Flecken ausgeweitet.
An den Schulen wird kurdisch gelehrt, eine Kurdische Akademie der
Wissenschaften wird gegründet. Doch ist die Zentralregierung in Bagdad
nicht bereit, die kurdischen Forderungen nach Kontrolle der Erdölgebiete
um Kerkûk und Xanaqîn zu erfüllen. Die folgenden Jahre sind von
ständigen Angriffen, Attentaten auf kurdische Führer und einer Politik
der Arabisierung geprägt. Der Autonomiestatus Südkurdistans existiert de
facto nicht.
1971: Die letzten britischen Besatzungstruppen ziehen ab. Zunehmend
versucht der Iran, die Rolle der Regionalgroßmacht zu übernehmen, und
besetzt die Inseln in der Straße von Hormuz, womit er den Zugang zum
Persischen Golf unter seine Kontrolle bringt. Irak verstaatlicht die
Irakische Erdölgesellschaft, die in
britisch-holländisch-französisch-amerikanischem Besitz war. Der Westen
verhängt einen Wirtschaftsboykott.
1972: Im Frühling kommt es zu einem Freundschafts- und
Kooperationsvertrag zwischen dem Irak und der UdSSR, wodurch die
kurdische Bewegung noch
mehr isoliert wird. Barzanî vereinbart geheim und mit Zustimmung der USA
Unterstützung durch den Iran.
1974: Im März verkündet Bagdad ein „Gesetz über die kurdische
Autonomie", was aber hinter den 1970 getroffenen Vereinbarungen
zurückbleibt und vor allem die Erdölgebiete von Kerkûk und Xanaqîn
ausspart. Der Krieg spitzt sich zu. Es kommt zu heftigen Kämpfen, bei
denen iranische Artillerie zur Verstärkung der kurdischen Fronten
eingreift. Hunderttausende von Dorfbewohnern fliehen in iranische
Flüchtlingslager.
1975: Am 5. März unterzeichnen der Schah von Persien und Saddam Hussein
(damals Vize-Premierminister von Irak) in Algier eine Vereinbarung, die
u.a. die Einstellung iranischer Waffenhilfe an die Südkurden (Irak)
beinhaltet. Der Vereinbarung waren mehrere Geheimtreffen vorausgegangen.
Iran erhält u.a. die Kontrolle über den Schatt al-Arab. Umgehend werden
die iranischen Waffen auf Seiten der Kurden abgezogen. Bagdad beginnt
eine mörderische Offensive am 8. März. Die südkurdische Führung unter
Barzanî gibt den Kampf auf und flieht in den Osten.
Die meisten der 250.000 Flüchtlinge kehren zurück, als Bagdad eine
Amnestie verkündet. In den darauffolgenden Jahren werden Tausende
kurdischer Familien auf das ganze Land verteilt. Es beginnt eine
Arabisierungspolitik gegenüber den Kurden. Am 1. Juni wird im Dorfkrug
in Berlin-Dahlem die Patriotische Union Kurdistans, PUK(Yekîtî
Nîshtîmanî Kurdistan) gegründet.
1976: Entlang der iranischen und türkischen Grenze wird ein zehn bis
zwanzig Kilometer breiter Streifen von den irakischen Behörden
menschenleer gemacht. Ganze Dörfer werden evakuiert. Die südkurdische
Bevölkerung wird in strategischen Dörfern oder Lagern, den sogenannten
Collective towns angesiedelt. Junge Kurden, unterstützt von städtischer
Intelligenz, organisieren in den Bergen den bewaffneten Widerstand gegen
die Deportationen. Sie bekommen rasch Zulauf. Auch die PUK unterstützt
den Kampf. Der neue irakische Präsident, Saddam Hussein, erklärt
eindeutig, dass alle Bedingungen, die eine Nationalbewegung der Kurden
fördern könnten, beseitigt werden müssen.
1977: Die Patriotische Union Kurdistans, PUK, unter Führung von Jelal
Talabanî, verlegt ihr Hauptquartier von Damaskus nach Südkurdistan.
1978: Der alte Mullah Mustafa Barzanî zieht sich, schwer an Krebs
erkrankt, in die USA ins Exil zurück. Er stirbt dort 1979. Seine
Nachfolge treten seine Söhne Idris und Masud Barzanî an. Nach dem Tod
von Idris Barzanî 1987 führt Masud Barzanî die KDP-Irak allein.
1979: (16.7.) Saddam Hussein wird Staatspräsident, Premierminister,
Generalsekretär der Baath-Partei, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und
Vorsitzender des Revolutionsrates in einer Person.
1980: Am 23.9. beginnt der iranisch-irakische Krieg, der vor allem auf
dem Gebiet der Kurden tobt. Streitigkeiten zwischen der PUK und KDP-Irak
bestimmen die politische Landschaft in Südkurdistan. 1981 kommt es sogar
zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen beiden Parteien. Trotzdem können
die kurdischen Parteien mehrere Erfolge gegen die irakische Armee
verbuchen und weite Teile Südkurdistans kontrollieren.
Auf Initiative der PUK wird die „Patriotisch-Nationale Demokratische
Front in Irak“ - PNDF mit der KP-Irak, Vereinten Sozialistischen Partei
Kurdistans und der prosyrischen Baath-Partei gegründet.
1981: Gründung der „Patriotischen-Demokratischen Front“ - PDF auf
Initiative der KDP-Irak mit der KP-Irak, Vereinte Sozialistische Partei
Kurdistans, Kurdische Sozialistische Partei.
1983: Gespräche zwischen der PUK und der irakischen Regierung in Bagdad,
was der politisch ohnehin geschwächten PUK wenig Sympathie bei der
kurdischen Bevölkerung einbringt.
1985: Veröffentlichung einer PUK-Erklärung, in der sie ihre
Verhandlungen mit Bagdad begründet.
1987: Unter iranischer Schutzherrschaft findet in Teheran ein Kongress
der irakischen Opposition statt, auf dem die PUK sich der KDP-Irak und
der PDF politisch wieder annähert. Durch die Unterstützung der
kurdischen Guerilla-Truppen erringt das iranische Militär an der
kurdischen Nordfront einen Sieg über die irakischen Truppen. Bagdad
revanchiert sich mit Giftgasangriffen auf das Hauptquartier der PUK
(Sergalou-Bergalou) und weitere Dörfer in Südkurdistan.
1988: Ende des iranisch-irakischen Krieges am 18.7.1988. Beginn der
AnfalOperationen (benannt nach der 8. Sure des Koran, auch
Beute-Offensive genannt). Die südkurdischen Parteien schließen sich zur
Kurdistan-Front zusammen. Am 16. März kommt es zu dem großen
Giftgasangriff auf die südkurdische Stadt Halabja, nahe der iranischen
Grenze. Mindestens 5.000 Menschen sterben. Die Giftgasangriffe werden
bis zum 6. September fortgesetzt und lösen große Flüchtlingsströme aus.
Trotz internationaler Empörung und Aufrufen zu Hilfeleistungen kommt
keine politische Unterstützung für die südkurdische Bewegung.
1990: Am 2. August marschiert die irakische Armee in Kuwait ein und löst
damit den 2. Golfkrieg aus. Der Einmarsch wird international verurteilt.
Die sechs Parteien der Kurdistan-Front und zehn oppositionelle irakische
Gruppen verabschieden ein gemeinsames Programm.
1991: Am 17. Januar greifen alliierte Truppen den Irak an. Die
„Operation Wüstensturm" hat begonnen. Die Bodenoffensive beginnt am
22.2.
Am 28.2. werden die Kriegshandlungen eingestellt, der Irak hat sich
ergeben. Die Kurdistan-Front verstärkt ihre Kontakte zur irakischen
Opposition. Ende Februar leitet Talabanî eine Delegation nach
Washington, die aber ohne Erfolg bleibt. Gleichzeitig wird den Kurden
vermittelt, sie sollten einen Aufstand gegen Bagdad beginnen, der auch
von Rania aus seinen Anfang nimmt. Schnell werden Hewlêr und Dohûk unter
kurdische Kontrolle genommen. Am 11. März reist Talabanî zu einem
Gespräch mit Turgut Özal nach Ankara. Mitte März findet in Beirut eine
Tagung der irakischen Oppositionsgruppen statt. Am 26.3. kehrt Talabanî
aus dem syrischen Exil zurück nach Südkurdistan. Bereits am 27. März
gehen die irakischen Truppen zu einer Offensive über. Die Kurden müssen
zurückweichen. Mit dem Fall von Silêmanî beginnt eine Massenflucht der
kurdischen Bevölkerung in den Irak und den Iran. Die Türkei nimmt
zunächst 250.000 kurdische Flüchtlinge auf, der Iran 300.000. Diese
Zahlen erhöhen sich im Laufe der kommenden Wochen um ein Vielfaches. Es
beginnt die größte Hilfsaktion in der Geschichte der UN. Mitte April
reist Talabanî an der Spitze einer Delegation nach Bagdad, um sich mit
Saddam Hussein zu treffen. Fast zeitgleich marschieren US-Marines von
der Türkei kommend bis Zaxo und errichten eine UN-Schutzzone für die
Kurden bis zum 36. Breitengrad.
(18.4.) Das Europaparlament verabschiedet eine Resolution „Zur Lage der
Kurden" und begrüßt die Einrichtung einer Schutzzone für Kurden.
1992: (19. Mai) Das Parlament wird neu gewählt. Das Ergebnis führte zu
fast gleichen Sitzverteilung zwischen der PUK und der KDP (PUK 51 Sitze
und KDP 49). Daneben bekam die "Demokratische Bewegung" der Assyrer 4
Sitze und die "Christliche Einheit" einen Sitz. Das Parlament konnte so
nicht agieren, da die KDP und die PUK gegeneinander arbeiteten. (4.
Oktober) Deklaration des Parlament’s für den "Föderalen Teilstaat
Kurdistan".
1994: Die Rivalität der KDP und PUK über die Verteilung der Einnahmen
aus dem Grenzhandel führte 1994 zu einem bewaffneten Konflikt zwischen
beiden, der sogar soweit ging, dass die KDP Saddam Hussein um Hilfe bat,
um ihren Gegner die PUK aus Hewlêr zu vertreiben. Das tat Saddam Hussein
auch.
1996: Ende des Konflikt’s in Washington. Seit dem hat jede Partei ihr
eigenes Parlament, die KPD in Hewlêr und die PUK in Silêmanî.
2003: (20.3.) Beginn des 3. Golfkrieges, und Entmachtung des Baath-
Regimes.
2006: (21. Januar) Einigung der beiden großen Parteien, endlich, über
die Zusammenlegung der beiden Regierungen in Hewlêr und Silêmanî. Dabei
wurde Masud Barzanî als Präsident und sein Neffe Necirvan Barzanî als
Ministerpräsident bestätigt. Die Ministerien wurden unter den Parteien
aufgeteilt. |