Jalal Talabani
Dschalal Talabani (arabisch جلال طلباني Dschalāl Talabānī, kurdisch (جهلال
تاڵهبانیمام
جهلال Celal Talebanî; * 1933 in Kelkan, Irak) ist Staatspräsident des Irak und
Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) im Irak, neben der KDP
eine der beiden großen Parteien im kurdischen Teil des Irak. Die beiden
kurdischen Parteien basieren auf feudalen Clan-Strukturen in Kurdistan, die sich
die Familien Talabani und Barzani bis heute zunutze machen können.
Nach dem Irakkrieg und dem Sturz Saddam Husseins war er Mitglied des Irakischen
Regierungsrats, der sich am 1. Juni 2004 auflöste. Bei den Wahlen am 30. Januar
2005 erhielt die Demokratische Patriotische Allianz Kurdistans, der sich die PUK
angeschlossen hatte, 25,7% der Stimmen und sicherte sich damit 71 Sitze im
Irakischen Parlament. In der neuen irakischen Regierung stellt die Patriotische
Union Kurdistans 5 von insgesamt 32 Ministern, die Demokratische Patriotische
Allianz Kurdistans insgesamt stellt 8 Minister.
Leben und politische Laufbahn
Bereits in den 1950er Jahren engagierte sich Talabani in der kurdischen Politik.
Er war früh Mitglied der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) sowie Führer der
Studentenorganisation der KDP. Talabani studierte an der Universität Bagdad
Rechtswissenschaft. 1961 beteiligte sich Dschalal Talabani an einer kurdischen
Revolte gegen die Regierung von Abd al-Karim Qasim. Wegen Unstimmigkeiten mit
dem KDP-Vorsitzenden Mustafa Barzani verließ Talabani die Partei und trat 1965
einer Splittergruppe der KDP bei. 1966 verbündete sich diese Gruppierung mit der
Zentralregierung in Bagdad, um mit militärischen Mitteln gegen die KDP
vorzugehen. Im Kabinett Saddam Husseins hoffte er auf das Amt des
Vizepräsidenten, das er dann aber doch seinem Stellvertreter Taha Muhi ad-Din
Ma´ruf überließ, weil er Angst hatte, in Bagdad von seiner kurdischen
Bevölkerung getrennt zu sein. 1975 gründete Talabani, zusammen mit anderen
kurdischen Politikern, in West-Berlin die PUK. Während Ma´ruf bis 2003
tatsächlich Vizepräsident blieb, verbündete sich Talabani zunächst mit dem Iran
und den syrischen Baathisten gegen deren irakische Konkurrenten. Nach dem der
irakischen Zentralregierung zugeschriebenen Einsatz von chemischen Waffen gegen
die kurdische Bevölkerung in Norden des Irak 1988 floh Talabani in den Iran.
1991 beteiligte er sich an einem erneuten Aufstand gegen Bagdad und kämpfte mit
Barzanis Sohn Masud Barzani einen jahrelangen Bürgerkrieg im kurdischen Teil des
Irak.
Sein Cousin war Ghazi Talabani, der bei einem Attentat im Juni 2004 getötet
wurde.
Talabani wurde am 6. April 2005 vom irakischen Parlament mit 227 Stimmen zum
Staatspräsidenten des Landes gewählt. In der Nationalversammlung saßen 275
Abgeordntete. Das Parlament wählte den Schiiten und ehemaligen Finanzminister
Adil Abd al-Mahdi und den sunnitischen Übergangspräsidenten Ghazi al-Yawar zu
Stellvertretern des Präsidenten.
Wechselnder Bündnispartner
Zunächst hatte sich Talabani den KDP-Gründern Barzani und Ma´ruf angeschlossen.
Nach internen Machtkämpfen war er zusammen mit Generalsekretär Ahmad 1964 in den
Iran geflohen, dann verbündete er sich 1966 mit dem Regime in Bagdad gegen
Barzani. Als Bagdad aber 1970-74 die Aussöhnung mit Barzani suchte, wurde
Talabani vorübergehend fallengelassen und kehrte 1971-75 wieder in Barzanis KDP
zurück.
Statt der beiden wurde 1974 Mar´uf Vizepräsident, während sich Talabani 1975 mit
dem anti-irakischen Regime der syrischen Baath-Partei gegen Bagdad verbündete.
Während des Irakisch-Iranischen Krieges kämpfte er noch 1984 mit der Türkei und
Saddam Hussein gegen die proiranischen Kurden Barzanis. 1988 aber unterlag er
Saddam Husseins Truppen. 1991 schloss er sich daher dem kurdischen Aufstand von
Barzani an, der aber 1992 den Ausgleich mit Bagdad und die Vernichtung Talabanis
suchte, während Talabani sich 1996 nur dank iranischer Militärhilfe in
Sulaimaniya halten konnte.
Ein erneutes Umschwenken 2003 auf die USA brachte ihm schließlich 2005 die
erwähnte Präsidentschaft ein, seitdem vertritt Talabani eine gegen seine
einstigen Bündnispartner Syrien gerichtete pro-amerikanische Politik.