Abdullah Öcalan
Abdullah Öcalan (kurz
Apo) (* 4. April 1949 in
Ömerli/ Provinz
Şanlıurfa) war
Vorsitzender der
Untergrundorganisation
Arbeiterpartei
Kurdistans (PKK) von
deren Gründung 1978 bis
zu ihrer Umbenennung im
Jahre 2002. Er erhielt
damals die
Ehrenbezeichnung
"kurdischer
Volksführer". Laut
Gründungsvertrag der
jüngsten aus der PKK
hervorgegangenen
Organisation, der Koma
Komalên Kurdistan,
obliegt Öcalan weiterhin
die Führung.
Jugend
Nach einer
Schulausbildung gegen
den Willen seiner Eltern
in Nizip und Ankara
arbeitete er als
Katasterbeamter unter
anderem in Diyarbakır.
Zunächst war Öcalan
stark geprägt von seiner
religiösen Umgebung in
der Türkei. Später
jedoch begeisterte er
sich für die linken
Studentenbewegungen in
der Türkei und
interessierte sich
zunehmend für den
Kommunismus. Hintergrund
für diese Begeisterung
waren seine eigene
ärmliche familiäre
Situation und die
generell schlechte
wirtschaftliche
Situation der kurdischen
Bevölkerung. Dies und
seine Tätigkeit als
Beamter prägten ihn
stark.
Studium und Anfänge
des politischen
Engagements
Anfang der 1970er Jahre
begann er in Ankara,
Politikwissenschaften zu
studieren. Dort kam er
mit sozialistischen
Ideen in Kontakt und
entwickelte Sympathie
für die THKP-C. Der
politische Einfluss der
THKP-C stieg in der
damaligen Zeit sowohl
bei der türkischen als
auch der kurdischen
Bevölkerung. Öcalan
symphatisierte mit der
Partei, weil sie die
einzige sozialistische
Partei war, die sich
öffentlich für die
Rechte der Kurden
einsetzte und die
Probleme im Süd-Osten
der Türkei
thematisierte.
Wegen Teilnahme an einer
Protestaktion gegen die
Erschießung von Mahir
Çayan und anderen
führenden Figuren der
THKP-C wurde er
verhaftet und entging
nur knapp einer
mehrjährigen Haftstrafe.
Im Gefängnis wurde er
Zeuge der Hinrichtungen
des Führungskaders der
THKP-C (Deniz Gezmiş,
Yusuf Aslan und Hüseyin
Inan) auf dem
Gefängnishof.
Nach seiner Freilassung
gründete Öcalan zusammen
mit den beiden
türkischen Sozialisten
Haki Karer und Kemal Pir
eine Gruppe, die
ideologisch von
sozialistischen Ideen
und nationalen und
antikolonialen
Befreiungskämpfen
beeinflusst war.
Die Gruppe propagierte
einen nationalen
Befreiungskampf in
Kurdistan. Als Gegner
wurden zunächst die
kurdischen
Großgrundbesitzer
ausgemacht, da diese aus
der Sicht der Gruppe die
Bauern ausbeuteten und
unterdrückten.
Die PKK wurde am 27.
November 1978 gegründet
und Öcalan zum
Vorsitzenden gewählt.
Ziel war die
kommunistische
Revolution und die
Gründung eines
unabhängigen kurdischen
Staates. Das Mittel zum
Ziel war der
Guerillakrieg. Nach dem
Militärputsch vom 12.
September 1980 suchte
Öcalan und mit ihm die
PKK Zuflucht in Syrien.
Öcalan wohnte in
Damaskus und dirigierte
von dort aus die
Ausbildung der Kämpfer
in der damals von Syrien
kontrollierten
libanesischen
Bekaa-Ebene, die am 15.
August 1984 in einem
"großen Vorstoß" (büyük
atılım) den bewaffneten
Kampf wieder aufnahmen.
In seiner Damaszener
Zeit führte Öcalan den
bewaffneten Kampf der
PKK und verfasste eine
große Anzahl von
Schriften, die den
Kadern der PKK an der "Mahsum-Korkmaz-Akademie"
in der Bekaa-Ebene als
Schulungsmaterial
dienten. Auch die
Funkgespräche Öcalans
mit den Feldkommandanten
der Guerilla wurden
unter dem Namen Telsiz
Konuşmaları als Bücher
veröffentlicht. In diese
Zeit fällt auch die
Entwicklung des
Personenkults um Öcalan.
Er beherrschte die PKK
autoritär und ging
teilweise brutal gegen
Dissidenten vor. Nach
einem Mord an einem
Dissidenten in
Rüsselsheim 1984 wurde
1990 von Deutschland ein
internationaler
Haftbefehl gegen Öcalan
erlassen.
Die Gefängnisinsel
İmralı
Oktober 1998 musste
Öcalan seinen
Aufenthaltsort in Syrien
verlassen, nachdem die
Türkei Syrien mit Krieg
gedroht hatte. Versuche,
in Europa politisches
Asyl und Unterstützung
für eine politische
Lösung zu erhalten,
schlugen fehl. Nach
einer Odyssee durch
verschiedene Länder
wurde Öcalan am 15.
Februar 1999 in Kenia,
nach dem Verlassen der
griechischen Botschaft
entführt. Über eine
Beteiligung des Mossad
und der CIA wird
spekuliert, es
existieren dafür jedoch
keine Beweise. Für
Anhänger von Öcalan gilt
der 15. Februar seitdem
als ein Trauertag
(Schwarzer Tag) und wird
jährlich mit
Demonstrationen
begangen.
Am 29. Juni 1999 wurde
Öcalan vor dem
Staatssicherheitsgericht
Ankara wegen Hochverrat,
Bildung einer
terroristischen
Vereinigung,
Sprengstoffanschlägen,
Raub und Mord zum Tode
verurteilt.[2] Das
Urteil wurde unter
anderem auf europäischen
Druck hin nicht
vollstreckt und 2002 mit
der Aufhebung der
Todesstrafe in
Friedenszeiten in
lebenslange Haft
umgewandelt. Öcalan
sitzt seit dem 15.
Februar 1999 in
Isolationshaft auf der
Gefängnisinsel İmralı im
Marmarameer. Von dort
meldet er sich mit Hilfe
seiner Anwälte in Form
von Gesprächsprotokollen
(görüşme notları
zu Wort.
Der Europäische
Gerichtshof für
Menschenrechte (EGMR)
hat in letzter Instanz
am 12. Mai 2005 das
Verfahren gegen Öcalan
als unfair bezeichnet.
Die Türkei wird
verpflichtet die Kosten
seiner Anwälte in Höhe
von 120.000 Euro zu
tragen.[2] Die
Wiederaufnahme des
innerstaatlichen
Strafverfahrens
anzuordnen wurde dagegen
abgelehnt. Der EGMR
entschied, dass die
Feststellung einer
Verletzung der Art. 3, 5
und 6 der Europäischen
Menschenrechtskonvention
(EMRK) eine hinreichende
gerechte Entschädigung
für sämtlichen
erlittenen Schaden
darstellt.